Leseverständnis: Weshalb frühe Leseförderung bei Legasthenie wichtig ist

Es geht nicht nur um die schulische Leistung

Legasthenie ist eine häufige Lernschwäche, die die akademischen Leistungen eines Kindes stark beeinträchtigen kann. Frühes Eingreifen kann einen großen Unterschied dabei machen, Kindern dabei zu helfen, diese Probleme zu überwinden und ihr volles Potenzial zu entfalten.

Je früher Legasthenie erkannt und effektiv damit umgegangen wird, desto höher sind die Chancen, dass Ihr Kind seine Schwierigkeiten innerhalb und außerhalb der Schule bewältigen kann.

LRS in der Schule

1. Schlechtes Leseverständnis verhindert Schulleistungen

Es macht es für legasthene Kinder schwierig, in Bereichen zu strahlen, in denen sie begabt sind

Schlechtes Leseverständnis ist die größte Hürde für gute Schulnoten. Kinder, die an LRS leiden, schneiden meist schlecht in der Schule ab, da sie ein schlechtes Leseverständnis haben. Dies zeigt sich am deutlichsten am Ende der Grundschulzeit und je mehr der Lehrplan Fächer vorsieht, in denen gelesen werden muss, wie Geschichte, Erdkunde oder sogar bei schriftlichen Aufgaben in Mathematik.

An diesem Punkt beginnt die Leseschwäche mehr als nur die sprachlichen Fächer zu beeinträchtigen. Dies verändert die Art der Probleme und die Ursache der schulischen Schwierigkeiten: Zwar war klar, dass es Probleme in Sprachen gab, doch nun scheint das Kind Probleme in jedem Fach zu haben. Zwar sieht es so aus - und das Kind kann das Gefühl haben -, als sei das Kind einfach nicht ‚gut in der Schule‘ oder nicht gut im Lernen, doch das stimmt nicht. Oft ist der gemeinsame Nenner ein schlechtes Leseverständnis.

Die Unfähigkeit, Anweisungen in Mathe zu lesen, die Inhalte einer Geschichtsstunde nicht wiedergeben zu können oder die Antwort in einem Erdkundetest nicht formulieren zu können sind alle direkte Konsequenzen von schlechtem Leseverständnis.

Ohne frühzeitiges Eingreifen und Förderung kann die Lernlücke eines Kindes im Laufe der Schulzeit immer größer werden. Frühzeitiges Eingreifen kann dabei helfen, die Auswirkungen der Legasthenie auf andere Fächer zu begrenzen oder zu reduzieren.

Frühzeitiges Eingreifen hilft, diese Lücke zu schließen, bevor sie sich emotional auswirkt

Tatsächlich zeigen Studien, dass 90 % der Kinder, die zwischen dem 6. und 9. Lebensjahr gefördert werden, ein altersentsprechendes Leseniveau erreichen. Diese Zahl sinkt auf 25 %, wenn die Fördermaßnahmen erst nach dem 9. Lebensjahr beginnen. Der frühzeitige Einsatz geeigneter Lernmethoden, Fördermaßnahmen und Hilfsmittel ist daher entscheidend dabei, Kindern mit LRS dabei zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Doch Legasthenie wird leider häufig übersehen, bis die Kinder von der ‚Lesenlernen‘-Phase zur ‚Durch lesen lernen‘-Phase übergegangen sind, was ihr Leseverständnis und die Fähigkeit, Wissen durch Lesen zu erlangen, noch weiter beeinträchtigt.

Frühzeitige Maßnahmen fördern das Lernen und positive Veränderungen. Lesen ist eine Fähigkeit, die man erlernen muss, und Kinder, die Schwierigkeiten mit geschriebener Sprache haben, müssen mit den richtigen Hilfsmitteln und Methoden lernen, um die Beziehung zwischen den Buchstaben, Wörtern und Lauten zu verstehen.

Zusammengefasst: Leseverständnis ist entscheidend für alles, was das Kind bis zur weiterführenden Schule im Unterricht lernt. Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben wirken sich negativ auf die Lernfähigkeit und die Teilnahme an Prüfungen aus und können auf Dauer mehr Aufwand und Arbeit erfordern. Frühe Leseförderung kann dabei helfen, das Leseverständnis eines Kindes zu verbessern.

2. Erhaltung des Selbstvertrauens Ihres Kindes

Besonders wichtig ist, dass Sie durch Maßnahmen zur Bewältigung der Legasthenie Verhaltensweisen und Schwierigkeiten verhindern können, die andernfalls das Selbstwertgefühl Ihres Kindes beeinträchtigen würden.

Mit der Zeit können diese täglichen Erfahrungen ein wachsendes Gefühl von Traurigkeit, Ungerechtigkeit und Angst bei Kindern mit LRS auslösen.

Psychische Folgen durch mangelnde Förderung

Kinder mit Legasthenie haben ein höheres Risiko, psychische Probleme zu entwickeln*:

  • 70% leiden unter Ängsten
  • 50% entwickeln Depressionssymptome
  • 20% klagen über somatische Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen

Dies ist oft darauf zurückzuführen, dass sie sich jahrelang nicht verstanden gefühlt haben oder darauf, dass sie selbst nicht verstehen, weshalb sie im Vergleich zu Gleichaltrigen solche Probleme haben. Als Grund für ihre Ängste geben Kinder mit LRS oft an:

  • ihre schlechte schulische Leistung
  • Traurigkeit bei der Vorstellung, ihre Eltern zu enttäuschen
  • ein Schamgefühl, wenn sie sich mit Gleichaltrigen vergleichen
  • Ängste, die sich auf tägliche Schulaktivitäten beziehen (Angst, dass sie im Unterricht ausgefragt werden oder dass verlangt wird, dass sie vorlesen, Angst vor einem Test …)
  • Frustration, die dadurch entsteht, dass sie ihre tatsächlichen Fähigkeiten nicht mit ihren schulischen Leistungen in Einklang bringen können und sich ständig unterschätzt fühlen
  • sie können nicht verstehen, warum sie nicht zeigen können, wozu sie wirklich fähig sind

Ist es zu spät, um Maßnahmen zu ergreifen?

Die kurze Antwort ist Nein.

In einer perfekten Welt könnte jede Schule oder jedes Elternteil Legasthenie frühzeitig erkennen, doch in Wahrheit ist das nicht so. Oft brauchen selbst Lehrer Zeit, um zu erkennen, dass die Leseschwierigkeiten eines Kindes auf eine Leseschwäche zurückzuführen sind, ganz zu schweigen von Legasthenie.

Dies ist durch bessere Schulung, größeres Bewusstsein und Tests vermeidbar, doch das ist heutzutage die Realität in den meisten Schulen.

Was bedeutet es also für Sie, wenn Ihr Kind bereits älter als 9 Jahre ist und noch keine eindeutige Diagnose hat?

Nach dem 9. Lebensjahr ist es aus vielen Gründen schwieriger, einzugreifen. Sehen wir sie uns an, um zu verstehen, welche Maßnahmen ergriffen werden können:

  • Zunächst hat Ihr Kind bereits Bewältigungsstrategien entwickelt. Um in einem Schulsystem zu ,überleben‘, das nicht seinem Lernstil entspricht, hat Ihr Kind Umgehungslösungen gefunden, um funktionieren und dem Unterricht folgen zu können. Es merkt sich Wörter, kann ihre Form erkennen und die (semantischen) Lücken füllen, um den Sinn von Sätzen zu verstehen, in denen es nicht jedes Wort lesen kann. Einige dieser Lösungen helfen dem Kind, aber aus der Sicht des Spracherwerbs sind es ‚schlechte Angewohnheiten‘. Das bedeutet: Diese Strategien zu überwinden erfordert ein wenig mehr Zeit, da Ihr Kind mehr Wiederholungen braucht, um die Muster im Lesen und Rechtschreiben zu korrigieren.
  • In manchen Bereichen des Lesens ist Ihr Kind weiter als andere Kinder. Es kann bestimmte Laute lesen und buchstabieren, mit anderen hat es jedoch große Probleme. Diese Schwierigkeiten sind nicht einheitlich: Bei manchen Phonemen kann es die Fähigkeiten eines neunjährigen Kindes haben, bei anderen die Fähigkeiten eines sechsjährigen. Das bedeutet: Um dies zu überwinden, muss die gesamte Sprachstruktur umstrukturiert werden, um Ordnung in etwas zu bringen, das für das Kind ein ‚Buchstabierchaos‘ ist.
  • Die Bereitschaft zur Mitarbeit ist geringer. Im Alter von 10-11 Jahren sind die Chancen hoch, dass Ihr Kind bereits verschiedene Förderungsformen in der Schule in Anspruch nimmt, oder dass Sie schon viel Zeit damit verbracht haben, Hausaufgaben mit Ihrem Kind zu machen und zu versuchen, ihm zu helfen. Das Kind hat das Gefühl, schon viel ausprobiert zu haben, es hat mehr gearbeitet als andere Schüler und das alles ohne Erfolge. Die Bereitschaft, etwas Neues zu beginnen, bei dem es ebenfalls scheitern könnte, ist ein erhebliches Hindernis und eine emotionale Belastung. Das bedeutet: Ihr Kind muss zunächst verstehen, dass seine Schwierigkeiten und die Ergebnisse nichts damit zu tun haben, zu was es fähig ist. Sie müssen ihm dabei helfen, die Fortschritte zu erkennen, bis es sie selbst sehen kann, was einige Wochen dauern kann. Konzentrieren Sie sich auf schnelle Erfolge und positive Bestärkung, achten Sie aber darauf, dass Lob gerechtfertigt und aufrichtig ist. Ältere Kinder wissen, wann Lob übertrieben ist und fühlen sich besser, wenn sie wissen, dass sie es sich verdient haben.

Zusammengefasst:

Experten betonen oft ‚je früher, desto besser‘, weil frühzeitige Leseförderung eine positivere Veränderung in schnellem Tempo erzielen kann als Maßnahmen, die später ergriffen werden. Allerdings ist es wichtig, dass es nie zu spät ist, um Fördermaßnahmen zu ergreifen. Entscheidend ist, dass man handelt, sobald man das Problem bemerkt.

*Quellen: Clinic and Polyclinic for Child and Adolescent Psychiatry, Psychosomatics and Psychotherapy, Munich | Front. Psychol., 24.03. 2020, Sec. Developmental Psychology | Journal of Research in Special Educational Needs 11(3), 11.2011

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